Wie die Reise weiter- und zu Ende ging…

Nach einem Monat hat sich die Wanderszeit abgerundet. Wir waren zu einer Hochzeit 3,5 Stunden von unserem Standort entfernt eingeladen und so holte Luc per Autostopp unser in Concarneau zurückgebliebenes Auto damit wir Richtung Rennes fahren konnten. Nach dem Festwochenende zurück in Luc´s Elternhaus haben wir bemerkt, dass wir eine Pause brauchen. So folgte unsere erste „Urlaubswoche“ bei Maël´s Großeltern, in der wir erstmals wieder Paar- und Solozeiten genossen und nicht mehr hockend am Gaskocher Mahlzeiten zu improvisieren hatten. Die Esel hatten ebenfalls Urlaub: in einer großen Weide mit Unterstand und Heu in Hülle und Fülle! Die Ortsgemeinde hält sich etliche Ziegen und 5 Esel um diverse Grünflächen zu pflegen. Dementsprechend gibt es eine Auswahl an eingezäunten Flächen und wir hatten nicht viel mehr zu tun als die beiden Langohren in ihr neues Urlaubsdomizil zu führen und die Äpfel zu entsorgen die massenhaft um das unscheinbare Apfelbäumchen herum am Boden lagen. Jeden Tag radelte ich 3min hin zur Wiese um die Hufe zu versorgen und manchmal ein bisschen mit ihnen zu spielen.

Die Tage vergingen angenehm und nach einem Familienwochenende mit vielen Wiedersehen brachen wir noch einmal auf. Auf eine neue Woche Wanderschaft, startend von Fort la Latte Richtung Erquy. So der Plan. Wir kamen am Nachmittag am Ausgangsparkplatz an, jausneten im Schatten des Eselanhängers als Zuflucht vor der Hitze und machten uns dann erneut an das Zusammenpack Prozedere. Esel putzen, Schrauben am Packsattel nachziehen, penibel die Packtaschen so beladen, dass sie beidseitig ausgewogen sind. Zwischendrin Maël´s Windel wechseln, Sonnencreme einschmieren….Ich war ziemlich genervt als wir dann endlich startklar waren und- bevor es losgehen konnte- Richtung nächstgelegener Crêperie starteten um unsere komplett leeren Wasserreserven aufzufüllen. Wir konnten dort die Esel tränken, nicht jedoch unsere Flaschen füllen. Das Personal schickte uns weiter nach „gleich da unten“. Ich genervt, Maël genervt und nicht allzu lang später auch Luc genervt als wir an massenhaft Pensionisten am Parkplatz vorbei in das Areal des Fort la Latte losgingen. Das Wasser „weiter unten“ haben wir leider nicht gefunden und so waren wir froh als uns ein sehr nettes Pärchen den Inhalt ihrer Trinkflasche spendete bevor sie nach Hause fuhren. Wir hatten zuvor ein Weilchen über Esel und Eselhaltung geplaudert, da sie selber welche zuhause hatten.

Wir hatten mit einem ruhigen Montag gerechnet aber offenbar war mit Schulbeginn die Seniorenreisezeit angebrochen. Wie auch immer, es prasselten unzählige mal freundlich, mal überraschte, mal eher irritierende, uns zu dem Zeitpunkt nervende Bemerkungen auf uns ein. „Augen zu und durch“, wir wollten schnell auf den Küstenweg. Doch der war, angekommen beim mit Eintrittshäuschen versperrten Burgzugang so schmal dass wir unmöglich durchgekommen wären. Hohe Hecken säumten das Weglein und so war die einzige Möglichkeit, wieder umzudrehen und an einer anderen Stelle zum Zöllnerpfad zu stoßen.

Wir atmeten aus, als das Getümmel hinter uns leiser wurde und wir schließlich wieder so gut wie alleine am Weg waren. Trotz der Pause bemerkten wir beide eine große Selbstverständlichkeit wieder zu gehen. Wir waren ein eingeschweißtes Team und problemlos folgten uns Emil und Julo die steilen Holzstiegen hoch, die uns der Weg offenbarte. Es war wieder gut, die Genervtheit legte sich und die wunderschönen Klippen und weit unten liegenden Sandstrände waren atemberaubend.

In Anbetracht der fortgeschrittenen Stunde beschlossen wir dennoch bald den Platz für das Abendlager zu suchen. Nachdem uns ein Imker freundlich seinen, leider für uns ungeeigneten Grund zum campieren anbot, läuteten wir bei einem Haus neben bäuerlichen Gebäuden und Wiesen. Der alte Mann schickte uns weiter zu einer Herberge weiter unten im Ort. Die fanden wir auf gut Glück dann auch und waren selig: ein Platz der Wanderreiter und Wanderer beherbergt. Weiden, Sanitäranlage und Küche mit Kühlschrank und Speisesaal zur freien Verfügung. Am Areal waren Ziegen und Kinderspielsachen und Luc und ich schauten uns an und waren uns einig: da bleiben wir die restliche Woche! Der kurze erneute Aufbruch hatte uns gezeigt, dass wir eigentlich Erholung brauchten und dass die Zeit der Wanderschaft vorüber war.

Und so starteten wir in eine überraschende Urlaubswoche und waren richtig freudig und erleichtert als wir uns entschieden hatten hier zu bleiben. Luc holte das Auto, das ja auf direktem Weg noch gar nicht weit weg war und machte dann Einkäufe für die nächsten Tage. Ich baute das Zelt auf und richtete mit Maël das Lager ein.

Die nächsten Tage fuhren wir auf den 7min entfernten Strand und genossen die Zeit – im Wissen, dass wir danach nicht wieder alles aufzuladen und weiterzugehen brauchten. Luc und Maël durchforschten Felsspalten und Ebbe-Lacken nach Wassergetier wie Garnelen und Muscheln, während ich Zeit für mich hatte. 2 Mal ging Luc Apnoe-tauchen und brachte uns das Abendessen, zwei große Lippfische. Ich besuchte mit Maël den Verein Korig`âne, der unweit von unserem Basiscamp Esel für Wanderungen vermietet. Emil und Julo waren während all unseren eselfreien Unternehmungen auf einer der großen Weiden rundherum und ließen es sich auch an nichts fehlen.

Glatt hätten wir noch einige Tage angehängt, doch dann war es auch schon Zeit wieder die Rückreise anzutreten. Ein Geburtstagsfest mit vielen alten Freunden und dann hieß es auch schon alles abfahrbereit zu machen: zurück nach Österreich.

Die Fahrt mit Anhänger und Kleinkind war dann wieder herausfordernd was die Länge betrifft, ist aber gut verlaufen. Viele Kilometer, viele Stops, viel Regen.

Dann waren wir daheim. Froh und müde. Und voller Sommergeschichten zurück im schon herbstlichen Zuhause, das in der Zwischenzeit schon ziemlich zugewachsen war. Eine Freude für Emil und Julo: So grün war ihre Koppel schon lange nicht.